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Alphabet Aktienanalyse
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Einleitung
Google vernetzt unsere Welt. Die weltweit meistbesuchte Webseite ermöglicht Milliarden Menschen kostenlosen Zugriff auf einen unendlichen Wissensschatz. Dafür sammelt Google Daten über seine Nutzer und nutzt diese, um möglichst effektive Werbeanzeigen von Partnerunternehmen zu schalten. Dadurch ist der Konzern zur weltweit größten Werbeplattform aufgestiegen.
Auf der Suche nach neuen Umsatztreibern. Die Jahre des zweistelligen Umsatzwachstums im digitalen Werbegeschäft neigen sich dem Ende zu. Investitionen in neue Geschäftsfelder sollen Alphabet auf Wachstumskurs halten. Hoffnungsträger sind die Google Cloud und Künstliche Intelligenz.
Viel Fantasie, wenig Resultate. Bisher haben die meisten neuen Projekte nur für hohe Verluste gesorgt. Die Google Cloud hinkt AWS und Azure hinterher, Google Gemini, Alphabets Chat GPT Konkurrent steckt noch in den Kinderschuhen. Das sieht man dem Kurs der Alphabet-Aktie aber bisher nicht an. Wir haben Alphabets “Moonshots” einmal unter die Lupe genommen. Wie viel Renditepotenzial wir in der Aktie noch sehen, erfährst du in dieser Analyse.

Inhaltsverzeichnis
- Geschichte
- Management & Aktionärsstruktur
- Geschäftsmodell
3.1 Grundlagen zum Geschäftsmodell
3.2 Geschäftsmodell im Detail - Branche4.1 Cloud Markt
4.2 Online Werbung
4.2 Wettbewerbsvergleich - Kennzahlen5.1 Umsatzentwicklung
5.2 EBIT und Free Cash Flow
5.3 Dividende und Aktien
5.4 Bilanzanalyse - Chancen & Risiken6.1 Chancen
6.2 Risiken - Bewertung7.1 Historische Bewertung
7.2 Alphabet DCF-Modell - Fazit

1. Geschichte

2. Management & Aktionärsstruktur
Alphabet wird seit 2019 von Sundar Pichai (52 Jahre alt) geführt. Er arbeitet schon seit 2004 für Google und hat seitdem an vielen von Alphabets erfolgreichsten Projekten mitgewirkt. Sein Lebenslauf und seine Vision sind beeindruckend und prägend für Alphabets Entwicklung.
Sundar Pichai wurde in der südindischen Stadt Madurai geboren und wuchs in armen Verhältnissen auf. Ein prägender Moment seiner Kindheit war der Kauf eines Telefons, welches für die Familie sehr lebensverbessernd wurde. Pichai merkt, wie Technologie den Lebensstandard von Menschen verbessert. Er setzt sich die Vision, Technologie auch dem Rest der Bevölkerung zugänglich zu machen.


Zuerst studiert Pichai Metallurgie in Indien. Durch seine herausragenden akademischen Leistungen erwirbt er ein Stipendium für ein Masterstudium in Stanford. Der Flug in die USA kostet seine Familie ein ganzes Jahreseinkommen und somit ihr gesamtes Erspartes. Doch die Investition wird sich auszahlen. Nach ersten Berufserfahrungen als Ingenieur bei Applied Materials erwirbt Pichai noch einen MBA an der Wharton School.
Nach ein paar Jahren als Unternehmensberater bei McKinsey wechselt er 2004 zu Google. Eines seiner ersten Projekte war die Entwicklung von Google Chrome. Außerdem ist er maßgeblich an dem Erfolg von Google Drive, Gmail und Google Maps beteiligt. 2013 wurde er Produkt-Manager von Android, bevor er 2015 zum CEO von Google wurde. Er übernahm 2019 das Amt des CEOs.
In unseren Augen ist Sundar Pichai der ideale CEO für Alphabet. Er vereint die Vision von Google, die Menschheit durch technologischen Fortschritt voranzubringen. Seine akademischen Leistungen zeigen seine hohe Intelligenz und Disziplin. Außerdem beweisen seine Entwicklungserfolge bei Google seine innovative Natur und Führungsstärke. Diese Kombination ist sehr wertvoll und hat ihn zurecht zum CEO gemacht.
Vergütungssystem
Alphabets Vergütungssystem besteht aus einem Fixgehalt plus Aktien. Sundar Pichai bezieht als CEO 2 Mio. US-Dollar Fixgehalt, während die anderen Mitglieder des Managements ein Fixgehalt von 1 Mio. US-Dollar beziehen.
2022 bekam Sundar Pichai Aktienoptionen im Wert von 218 Mio. US-Dollar. Diese werden über einen Zeitraum von drei Jahren ausgezahlt. Gewinnt die Aktie an Wert, wird sein Bonus noch wertvoller. Die Vergütung bindet Pichai stärker an das Unternehmen und vereint die Interessen von Aktionären und Management.
Nichtsdestotrotz finden wir die Vergütung zu hoch. 2019 bekam Pichai bereits Aktien im Wert von 277 Mio. US-Dollar. Fairerweise muss man aber sagen, dass der Bonus im Verhältnis zum Gewinn irrelevant klein ist.
Auch der Rest des Managements wird hoch vergütet. Die CFO Ruth Porat bekam innerhalb der letzten 3 Jahre Aktienpakete im Wert von 62 Mio. US-Dollar. Das ist mehr, als die meisten amerikanischen CEOs erhalten.
Grundsätzlich finden wir das Vergütungssystem gut. Es ist sehr variabel und erzeugt damit Anreize, das Unternehmen immer weiter zu bringen. Die Höhe der Aktienoptionen ist allerdings unverhältnismäßig.
Auch die Alphabet Mitarbeiter verdienen überdurchschnittlich: 2022 waren es im Median ca. 280 Tsd. US-Dollar pro Jahr. Das wirkt hoch, allerdings ist Google bekannt für exzellente Mitarbeiter. Hier sehen wir die hohen Gehälter positiv. Dadurch kann Alphabet die besten Talente anziehen.
Aktionärsstruktur

Alphabet hat drei verschiedene Aktienarten. Klasse-A-Aktien sind normale Aktien mit Stimmrecht. Klasse-B-Aktien besitzen 10-mal so viele Stimmrechte wie Klasse-A-Aktien und Klasse-C-Aktien besitzen gar keine Stimmrechte. Die Struktur ermöglicht es den Gründern, die Kontrolle über Alphabet zu behalten. Zusammen halten beide alle B-Aktien und somit die Mehrheit der Stimmanteile.
Die Gründer halten noch knapp 11 % der ausstehenden Aktien. Das macht sie zu den größten privaten Investoren. Sie sind zwar nicht mehr im operativen Geschäft aktiv, können aber über ihre Stimmrechte Einfluss nehmen.
Der CEO hält nur wenige Aktien. Der Wert seiner Aktienposition liegt aktuell bei über 200 Mio. US-Dollar, was zu einem Großteil durch die hohen Aktienvergütungen kommt. Er hat definitiv ein Interesse daran, dass der Aktienkurs weiterhin steigt und gut läuft. Auch eine gesunde Dividendenpolitik ist in seinem Interesse.

3. Geschäftsmodell
3.1 Grundlagen zum Geschäftsmodell
Alphabets Kernangebot sind die Google Suchmaschine, YouTube und das Google Network. Alle drei monetarisiert Alphabet hauptsächlich durch Onlinewerbung. Für Nutzer sind die Dienste kostenlos.
Die erste Onlinewerbung gab es bereits 1994. Groß wurde das Geschäft aber erst durch Google. Anfangs war Google vergleichbar mit klassischen Werbeplakaten an wichtigen Verkehrsknotenpunkten. Werbekunden konnten ihre Webseiten und Produkte auf Google platzieren und erreichten so täglich Millionen von Menschen.
Das Attention Merchant Model
Mit der Einführung von Targeted Advertising (gezielte Werbung) veränderte Google das Geschäft jedoch maßgeblich. Der Konzern sammelt und analysiert die Daten seiner Nutzer. Dadurch kategorisiert Google seine Nutzer und verbindet sie mit den relevantesten Werbekunden.
In der Fachliteratur wird das Geschäftsmodell als “Attention Merchants Business Model” (Aufmerksamkeitshandel) beschrieben. Denn der Konzern verdient an der Aufmerksamkeit seiner Nutzer. Dabei entsteht eine positive Spirale. Gesammelte Nutzerdaten verbessern das Sucherlebnis. Nutzer werden zufriedener, suchen mehr und geben noch mehr Daten preis. Je mehr Daten der Konzern besitzt, desto wertvoller wird er für Werbekunden.

Google bezahlt Geld, um Aufmerksamkeit zu erhalten
Das Wichtigste ist, niemals die Aufmerksamkeit der Nutzer zu verlieren. Bei YouTube setzt Google hohe Anreize für Nutzer, selbst Videos hochzuladen. Diese können ab einer gewissen Reichweite Werbung schalten und einen Teil der Werbeerlöse einbehalten. Außerdem zahlt Google jährlich Milliardensummen an Smartphone-Hersteller wie Apple oder Samsung, um weiterhin der Standardbrowser zu bleiben. So hat Google in 2023 fast 51 Mrd. Dollar nur bezahlt, um diese Nutzer einzukaufen. Allein Apple bekommt rund 20 Mrd. davon, weil iPhone-Nutzer so viel Umsatz mit Werbung einbringen.
3.2 Geschäftsmodell im Detail
Alphabet ist ein globaler Technologiekonzern und erwirtschaftet den Großteil der Umsätze mit Online-Werbeanzeigen. Das Geschäft ist in drei Segmente aufgeteilt:
1. Google Services
2. Google Cloud
3. Other Bets

Google Services
88,7 % der Umsätze entfallen auf das Google Services Segment. Der Großteil des Umsatzes in diesem Segment wird mit Werbung innerhalb der verschiedenen Google Plattformen erwirtschaftet:
Google Suchmaschine. Werbekunden können für Anzeigen bei Suchanfragen auf Google.com bieten. Diese können weltweit geschaltet werden oder nur an Nutzer aus einer bestimmten Region. Die Kunden bezahlen Google für jeden Klick auf ihre Anzeige. Alternativ können sie aber auch für eine Anzahl der Impressionen zahlen oder für definierte Interaktionen mit der Werbung. Per Auktionsverfahren zeigt Google die Anzeigen der höchstbietenden Kunden an.
YouTube. Werbekunden können Werbung in Form von Bannern, Videos und Bildern auf der Plattform schalten. Ähnlich wie bei Google.com können sie mit verschiedenen Strategien für ihre Anzeigen bieten und Google wählt die Anbieter per Auktionsverfahren aus. Bei YouTube haben Werbekunden aber mehr Optionen. Allein für die Videowerbung bietet YouTube vier verschiedene Optionen. Außerdem können Werbetreiber ihre Zielgruppe noch genauer nach Interessen auswählen.
Google Network. Hier verdient Google Geld mit Werbung außerhalb ihrer eigenen Plattform. In der Regel sind das Betreiber von Webseiten oder Apps, die mithilfe von Google AdSense oder anderen Google Produkten Werbung schalten. Besonders viele kleinere Webseiten oder Apps erhalten dadurch Zugang zu dem großen Werbenetzwerk von Google. Diese lassen über AdSense und Co. die Werbeanzeigen von Google schalten und erhalten 51 % der Werbeeinnahmen. Der Rest geht an Google.
YouTube ist historisch am schnellsten gewachsen. Mittlerweile werden die Werbeunterbrechungen immer häufiger und länger. Deshalb bietet Google mittlerweile auch ein Premium-Abo an, in dem die Werbung verschwindet.
Insgesamt stecken diese Initiativen aber noch in den Kinderschuhen. Alle Nicht-Werbeumsätze bündelt der Konzern unter Google Other. Die wichtigsten sind Android, Google Play Store und die Google Smartphones.

Cash–Cow Android und Play Store
Die profitabelsten Angebote von Google Services sind Android und der Play Store. Im Rahmen einer Gerichtsverhandlung wurden 2016 die Umsätze und Gewinne mit Android geleakt. Bis 2016 erwirtschaftete Android 31 Mrd. US-Dollar Umsatz und 22 Mrd. US-Dollar an Gewinnen. Die Zahlen beziehen sich auf mehrere Jahre, aber machen deutlich, wie profitabel das Geschäft mit Android ist.
In einem weiteren Gerichtsfall 2019 wurden die Umsätze und Gewinne mit dem Play Store veröffentlicht, diesmal nur für 2019. Der Umsatz betrug 11 Mrd. US-Dollar und der operative Gewinn 7 Mrd. US-Dollar — eine operative Marge von 62 %.
Google Cloud
Das zweite Segment ist die Google Cloud. Das Kernangebot der Google Cloud ist Infrastructure-as-a-Service (IaaS). Google vermietet digitale Infrastruktur wie Server- und Speicherkapazitäten an Kunden. Diese müssen sich die Infrastruktur selbst einrichten und konfigurieren.
Mittlerweile ist die Google Cloud aber auch mehr als nur IaaS: Mit dem Google Drive und den Google Workspace Angeboten bietet Google auch Software-as-a-Service (SaaS) Lösungen. Google Drive bietet Kunden digitalen Speicherplatz für ihre Fotos, Dateien und Workspace-Dokumente. Damit hat Google dem Unternehmen Dropbox die Wachstumsstory gestohlen.
Mit dem Workspace-Paket greift Google einen noch viel mächtigeren Konkurrenten an — Microsoft. Mit Google Sheets, Google Docs, Google Meets bietet Google Unternehmen kostenlose Lösungen für die Kollaboration und Produktivität an. Die Cloud-Sparte ist seit dem ersten Quartal 2023 profitabel.
Other Bets
Das kontroverseste Segment von Alphabet ist Other Bets (“Andere Wetten”). Der Name beschreibt das Segment passend — Wetten auf Projekte, die zukünftig sehr erfolgreich sein könnten. Das Segment ist kennzeichnend für die Umbenennung von Google in Alphabet 2015. Der Name steht für “Überrendite” (Alpha) mit “Wetten” (bets).
Bisher wird hier hauptsächlich Geld verbrannt. Die operativen Verluste liegen bei über 4 Mrd. US-Dollar. Demgegenüber stehen Umsätze von gerade einmal 1,5 Mrd. US-Dollar. Trotz der hohen Kosten ist das Segment für Alphabet wichtig. Denn das Unternehmen ist zu mächtig, um weitere Übernahmen tätigen zu dürfen. Neues Wachstum muss sich der Konzern selbst erarbeiten.
Alphabet selbst gibt nur wenige Daten zu ihren Wetten preis. Wir haben selbst recherchiert und die 6 wichtigsten herausgesucht:
Waymo entwickelt Software für autonomes Fahren. Seit 2020 sind auch externe Investoren beteiligt.
Google Fiber baut Hochgeschwindigkeits-Glasfasernetze. Mit bis zu 2.000 Mbit pro Sekunde bietet Google Fiber einen der schnellsten Internetzugänge der Welt. Kunden bekommen unlimitierte Daten, keine versteckten Vertragsklauseln und sämtliche Ausrüstung umsonst. Dafür ist das Angebot deutlich teurer.
Verily ist ein Forschungsunternehmen von Alphabet im Bereich Biowissenschaften. Verily arbeitet schon seit 2017 mit externen Investoren zusammen und hat seitdem 2,5 Mrd. US-Dollar eingesammelt.
DeepMind ist eine Forschungseinrichtung für Künstliche Intelligenz und wurde 2014 von Google gekauft. Das Start-up konnte bei Alphabet durch Automatisierung und Effizienzsteigerungen viele Kosten einsparen.
Google Ventures und CapitalG. Sind Alphabets Investmentgesellschaften. Gemeinsam verwalten die Unternehmen 17 Mrd. US-Dollar an Risikokapital. Sie beteiligen sich an Start-ups und verkaufen ihre Anteile auch wieder.

Die bisherige Erfolgsbilanz ist ernüchternd. Seit 2013 kommt das Segment auf 7,3 Mrd. US-Dollar Umsatz bei einem operativen Verlust von 37,3 Mrd. US-Dollar. Im aktuellen Marktumfeld schwer vorstellbar, dass Alphabet bisher wirklich Überrendite erzielt hat. Operativ hat es die Marge nur heruntergezogen.
Wir finden das Segment aber nicht grundsätzlich schlecht: Other Bets symbolisiert eine innovative Kultur, die Google noch so erfolgreich hält. Viele der Projekte beschäftigen sich mit den größten Problemen der Menschheit. Doch die Zahlen der letzten Dekade geben uns wenig Grund, für die nächsten 10 Jahre mit einer Gewinnexplosion zu rechnen.
Umsatz nach Regionen

Alphabet ist in fast allen Ländern der Welt verfügbar. Dennoch erwirtschaftet Alphabet fast die Hälfte der Umsätze in den USA. Immerhin eine Verbesserung seit 2004, als noch 66 % der Umsätze aus den USA stammten.
Die zweitwichtigste Region ist Europa. Hier entsteht rund ein Drittel des Umsatzes.
In China ist Google geblockt. Dadurch ist der Umsatzanteil Asiens eher gering. Andererseits ist Alphabets Umsatz weniger von der chinesischen Wirtschaft abhängig. Das ist heutzutage selten. Stattdessen ist Indien ein wichtiger Wachstumstreiber.
Wird ChatGPT Alphabet disruptieren?
Googles Haupterlöse entstehen durch Werbung. Diese wird angezeigt, wenn wir die Google Suche benutzen. Chatbots wie ChatGPT liefern auch ohne Browser (meistens) gute Ergebnisse. Klassische Werbeanzeigen fallen eventuell komplett weg. Das wären mehr als 50 % von Alphabets Umsatz. Open AI mischt die Karten im Rennen um die beliebteste Suchmaschine mit hilfreichen Features neu. Wie reagiert Alphabet?
Google Gemini ist Alphabets Antwort auf ChatGPT. Der Aufbau ist ähnlich. Über ein Textfeld können Fragen gestellt werden. Die Qualität der Antworten ist aktuell noch etwas geringer als bei ChatGPT, aber es bleibt ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Auch andere Firmen wie Anthropic, Mistral oder Meta mischen mit.
Google hat die besten Nutzerdaten. Mehr als 90 % der Menschen nutzen die Google-Suchmaschine. Aus Konsumentensicht bekommen wir es kaum mit, aber Webseiten oder Apps laden Google explizit ein, ihre Daten auszulesen. So kann der Algorithmus die Webseiten besser interpretieren. Dazu kommen Plattformen wie Google Maps, Android, YouTube und Co. Google hat eine hohe Vielfalt an Nutzerdaten.
Gemini hat das Potential, ChatGPT zu schlagen. Grund dafür sind die bereits besprochenen Nutzerdaten. Denn langfristig könnte sich das Rennen über die Datenqualität und nicht den besten Algorithmus entscheiden. Was bedeutet das finanziell für Alphabet? Der Umsatz von Open AI lag Ende 2023 bei 2 Mrd. US-Dollar. Ende 2024 soll der Umsatz bei mehr als 5 Mrd. USD liegen und sich damit mehr als verdoppeln. Das Geschäft ist aktuell nicht profitabel, könnte aber Softwaremargen von 30 % und aufwärts schaffen.
Der dahinter liegende Markt wächst laut Bloomberg mit 32,5 % pro Jahr bis 2032 und ist aktuell bereits 134 Mrd. USD groß. Googles Umsätze im KI-Bereich könnten in Zukunft ähnlich stark wachsen. Wir gehen aber nicht davon aus, dass dadurch in den nächsten Jahren Gewinne entstehen.
Apple möchte Gemini eventuell in iPhones integrieren. Die Verhandlungen dazu laufen bereits. Die Integration dürfte für Alphabet aber nicht günstig werden. Schon heute bezahlt Alphabet über 20 Mrd. Dollar — mit Gemini könnte es noch mehr werden. Aber die Etablierung von Google Gemini wäre ein wichtiger Meilenstein. Viele Nutzer könnten hier den Erstkontakt mit der Künstlichen Intelligenz machen und werden im Idealfall von ChatGPT abgeworben.
Alphabet wird auch ohne Gemini stark profitieren. KI benötigt viel Rechenleistung und damit Hardware. Davon wird GCP wahrscheinlich profitieren. Die Konkurrenz ist aber groß: Microsoft und Amazon bauen ihre KI-Möglichkeiten in der Cloud ebenfalls aus. Google als eher KI-lastiges Unternehmen könnte aber mehr Kunden anziehen und auch seine Software zur Verfügung stellen. Hier überwiegen Googles Chancen.

4. Branche
Durch Other Bets ist Alphabet vermutlich in so ziemlich jeder Branche aktiv, doch >90 % der Umsätze werden in nur zwei Branchen erwirtschaftet: Werbung und Cloud. Dementsprechend werden wir uns nur die beiden anschauen.
4.1 Cloud Markt
Cloud Computing steht für die Bereitstellung von Computerressourcen auf Abruf. Die Ressourcen sind in Datenzentren gebündelt und werden über das Internet zur Verfügung gestellt. Die Kunden profitieren, weil sie keine teure Hardware kaufen und Rechenzentren instand halten müssen, sondern genau die benötigten Kapazitäten buchen.

Aus diesem Grund konnte der Markt in den letzten 7 Jahren mit über 23 % pro Jahr auf 595 Mrd. US-Dollar im letzten Jahr anwachsen. Auch zukünftig soll der Markt noch mit 12 % pro Jahr wachsen.
Der Cloud-Markt lässt sich in drei Segmente aufteilen:
Infrastructure-as-a-Service (IaaS). Unter IaaS versteht man digitale Infrastruktur. Hierzu gehören hauptsächlich Server- und Speicherkapazitäten. Die Kunden können diese Infrastruktur nach eigenen Wünschen konfigurieren. IaaS ersetzt das klassische Rechenzentrum in einem Unternehmen. Aus diesem Grundstein sind weitere Produktebenen entsprungen.
Platform-as-a-Service (PaaS). PaaS ist eine Erweiterung zu IaaS. Der Cloud-Anbieter stellt dem Kunden nicht nur die Infrastruktur bereit, sondern hilft ihm bei der Verwaltung der Ressourcen zum Beispiel mit Betriebssystem, einer Entwicklerumgebung, Datenbanken und Analysewerkzeugen. In dieser Umgebung kann ein Unternehmen eigene Anwendungen entwickeln.
Software-as-a-Service (SaaS). SaaS ist ein fertiges Anwendungspaket, das über das Internet bereitgestellt wird. Der Kunde kann die Anwendung direkt nutzen und muss nicht die Infrastruktur oder die Entwicklung übernehmen. Diesen Bereich kennen die meisten Endanwender. Microsoft Office 365 oder Salesforce zählen hierzu.
Google konzentriert sich auf den IaaS-Bereich und konnte hier in den vergangenen Jahren stetig Marktanteile gewinnen. 2023 machten sie bereits 11 % des Markts aus und sind damit der drittgrößte Anbieter. Sie sind allerdings weit abgeschlagen hinter den zwei Platzhirschen Amazon AWS und Microsoft Azure.

4.2 Online Werbung
Werbung ist der wichtigste Markt für Alphabet. Die Branche gehört zu einer der ältesten der Welt. Schon 4.000 v. Chr. wurden die ersten Werbebotschaften übermittelt — in einer Zeit, als es noch nicht einmal Papier gab.
Seitdem ist der Werbemarkt von stetiger Veränderung getrieben. Treiber ist die Entwicklung der Medien. Der Aufstieg von Zeitungen, Radio, Fernsehen und letztlich des Internets veränderten den Markt nachhaltig.
Seit 2013 wuchs der Markt mit durchschnittlich 5,9 % pro Jahr, seit 2017 sogar mit 8,8 %. Die Coronakrise 2020 war im Vergleich zur Finanzkrise harmlos. Das lag vor allem an den hohen Stimulus-Paketen. Die Kaufkraft der Konsumenten war anders als 2008 normal geblieben.
Trotzdem ist der Markt zyklisch: Investitionen in Werbung lohnen sich nämlich nur, wenn die Kunden Geld zum Ausgeben haben. Während einer Konjunktur kann das Wachstum deutlich zurückgehen oder der Branchenumsatz sogar einbrechen.

Doch Alphabet konnte im gleichen Zeitraum schneller wachsen. Das verdankt der Konzern dem Aufstieg des Onlinewerbesegments. Dieses wuchs mit 22,4 % pro Jahr seit 2017. Das lag an der Umstellung der Werbebranche. 2013 machte Onlinewerbung nur 23 % der Umsätze der gesamten Werbeindustrie aus. Im letzten Jahr lag der Wert bei 64%. Unternehmen haben den Wert der Onlinewerbung erkannt und verschieben ihre Werbebudgets dementsprechend.
Laut eMarketer ist der Trend noch nicht zu Ende. 2026 soll Onlinewerbung schon 74 % des Werbemarkts ausmachen. Wir glauben allerdings, dass der Anteil danach nur noch langsam zunehmen wird. Denn Werbung im Sportbereich, in Supermärkten und Geschäften wird nicht komplett verschwinden. Außerdem könnte bis dahin bereits ein neues Werbemedium auftauchen.

In den letzten Jahren verlor Alphabet immer weiter Marktanteile. Dieser Trend könnte sich noch weiter fortsetzten: Der Druck kommt von vielen Seiten:
Apps gewinnen an Bedeutung. Die verlorenen Marktanteile von Alphabet hängen mit dem Aufstieg des Smartphones und der Apps zusammen. Mittlerweile starten viele Kunden ihre Shoppingtour direkt auf Amazon. Früher sind Facebook Nutzer über Google auf ihr Profil gekommen. Mittlerweile greifen fast alle Nutzer über die App auf das Netzwerk zu.
Ähnlich sieht es bei fast allen anderen Unternehmen aus. Von Ryanair bis Zalando versucht jedes Unternehmen seine Kunden direkt auf die App zu ziehen, häufig sogar mit Rabatten. Dadurch spart sich das Unternehmen die Gebühr an Google und der Kunde sucht nicht so häufig nach günstigeren Konkurrenzprodukten. Vielleicht ist dir das schon mal bei Booking aufgefallen? Eine Buchung per App ist aus dem Grund günstiger als auf der Webseite.
Regulierer unterbinden Alphabets Macht. Theoretisch hätte Google jedoch fast jedes Unternehmen entmachten können. Schon 2002 startete der Konzern Google Shopping. Auf der Seite zeigte Google dem Nutzer automatisch das günstigste Produkt. Theoretisch also immer die beste Anlaufstelle für Nutzer.
Regulierer erkannten früh, dass Google Shopping zu mächtig ist. Der Konzern hat Seiten wie Amazon oder eBay deutlich unter Google Shopping angezeigt. Das ließen die Regulierer nicht zu. 2017 verhängte die Europäische Union eine Strafe von 2,7 Mrd. Euro für Marktmissbrauch gegen Google. Der Konzern hat seine Marktmacht missbraucht und Google Shopping vor anderen Webseiten bevorzugt.
4.3 Wettbewerbsvergleich
Microsoft Aktie
Microsoft ist der größte IT-Konzern der Welt. Das Unternehmen spielt in vielen Technologiebereichen mit. Microsoft entwickelt Unternehmenssoftware wie die Office-Programme oder Dynamics, aber besitzt auch das Karrierenetzwerk LinkedIn oder das meistgenutzte Betriebssystem der Welt: Windows. Sie sind eines der größten Unternehmen im Gaming-Bereich mit der Xbox und Marken wie Bethesda, Activision und Blizzard.
Der inzwischen wichtigste Bereich von Microsoft ist das große Cloud-Portfolio. Hier sind sie mit ihrer Cloud-Lösung Microsoft Azure stark vertreten und die Nummer 2. Dank der Partnerschaft mit OpenAI wächst Microsoft Azure auch überdurchschnittlich und so gewinnt die Plattform weiter Marktanteile.
Microsofts Kennzahlen sind stark. Das Unternehmen wächst egal über welchen Zeitraum stetig und ist das einzige Unternehmen im Vergleich, wo sich das Wachstum sogar beschleunigen soll. Die EBIT-Marge kommt auf überragende 42,3 %. Damit ist Microsoft auch der profitabelste Konzern im Vergleich. Allerdings ist die Bewertung dafür hoch. Investoren müssen aktuell 34,5 Jahresgewinne bezahlen.
Meta Aktie
Meta ist der größte Betreiber von sozialen Netzwerken und die zweitgrößte Plattform für Onlinewerbung. Das Unternehmen besitzt die 3 großen Plattformen Facebook, Instagram und WhatsApp. Besonders Instagrams Erfolg sorgt bei Meta für hohes Wachstum und starke Margen. Es ist seit fast 10 Jahren das wichtigste soziale Netzwerk der Welt. WhatsApp ist Metas Kommunikationswette. Aktuell wird die Plattform umgebaut, damit Unternehmen dort mit Kunden kommunizieren und werben können.
In den letzten Jahren hatte Meta es nicht leicht. Das Wachstum kam ins Stocken und die Marge ist gesunken. Meta hat einerseits viele Mitarbeiter für Wachstum eingestellt, aber forscht auch aktiv an dem sozialen Netzwerk „Metaverse“, in dem Menschen in einer virtuellen Welt leben und arbeiten. Außerdem kämpft Meta mit viel Hassrede und Fake News auf den Plattformen, was Regulierung auf den Plan rief. In den letzten Quartalen hat Meta durch Einsparmaßnahmen aber die Liebe der Aktionäre zurückgewonnen.
Auf Basis der Kennzahlen sieht man, dass Metas Geschäftsmodell hochprofitabel ist. Das Wachstum nimmt zwar ab, aber ist immer noch attraktiv. Die Marge ist nach Microsoft am höchsten. Da Meta sein Geld mit zyklischen Werbebudgets verdient, ist die Bewertung mit einem KGV von aktuell 22,5 auch eher gering.
Amazon Aktie
Amazon ist der größte Einzelhändler weltweit. Die Firma verdient ihr Geld aber in mehreren Zweigen. Sie haben einerseits ihr Einzelhandelsgeschäft mit der Webseite Amazon.com. Hier verkauft Amazon auf eigene Rechnung Produkte und zunehmend verkaufen andere Händler ihre Waren und Amazon wickelt Kauf und Logistik ab. Andererseits hat Amazon ein Ökosystem aus Werbung und Abo-Modellen um seine Plattform herum aufgebaut.
Aber am spannendsten an Amazon ist die Amazon Web Services (AWS)-Plattform. Hierbei handelt es sich um Cloud-Dienstleistungen und Amazon ist die Nummer 1 mit 31 % Marktanteil. Bei AWS hosten große Unternehmen wie Apple, Netflix und selbst Microsofts Github ist ein AWS-Kunde. Aus Interviews mit Entwicklern wissen wir auch, dass AWS mit Abstand am beliebtesten ist, weil es eine ausgereifte Plattform mit einer starken Community ist.
Auf Basis der Kennzahlen ist Amazon historisch stark gewachsen, aber jetzt am langsamsten. Der Schein trügt jedoch. Denn Amazons Wachstum kam historisch, indem sie im Onlineshop mit eigenen Produkten gehandelt haben. Diese Umsätze sind groß, aber bringen keine Gewinne. Inzwischen wandelt sich das Geschäftsmodell und die meisten Produkte kommen von anderen Händlern. Dazu ist AWS vom Umsatz kleiner, aber deutlich profitabler als E-Commerce. Deshalb ist Amazons EBIT-Marge noch niedrig, aber wird weiter steigen.
In Zukunft wird Amazons Gewinn am schnellsten wachsen, weil die Marge noch viel Potenzial hat. Der Umsatz wird dagegen langsamer wachsen als bei der Konkurrenz. In der Bewertung sieht man auch, dass Amazon beim KGV deshalb am teuersten ist. Man zahlt aktuell 41,3 Jahresgewinne. Jedoch schmilzt die Bewertung durch das hohe Gewinnwachstum.
Alphabet Aktie im Vergleich
Es gibt in diesem Vergleich keinen klaren Sieger. Alle 4 Firmen sind auf ihre Art unterschiedlich und schlecht vergleichbar. Microsoft und Amazon wachsen am schnellsten — haben aber auch die höchste Bewertung. Alphabet hat durch seine Suchmaschine einen enormen Burggraben, nicht mehr das höchste Wachstum, aber dafür eine günstige Bewertung. Damit ist die Aktie im direkten Vergleich sogar am günstigsten. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass Alphabet am meisten Cash auf dem Konto hat und damit sogar theoretisch noch günstiger ist.

5. Kennzahlen
5.1 Umsatzentwicklung

Dank des Aufschwungs der digitalen Werbebranche konnte Alphabet den Umsatz in den letzten 10 Jahren mit durchschnittlich 18,7 % pro Jahr steigern. Im Werbegeschäft neigt sich die Zeit der zweistelligen Wachstumsraten aber langsam dem Ende zu. Doch durch das Cloud-Geschäft, YouTube und AI kann Google in Zukunft stark mit schätzungsweise 11,2 % pro Jahr weiterwachsen.
5.2 EBIT und Free Cash Flow

Das EBIT wuchs in den letzten 10 Jahren um 19,1 % pro Jahr. Alphabet hat 2023 Kostensparmaßnahmen gestartet. Dadurch steigt die Marge weiter an. Auch die Cloud wird profitabel und KI-Anwendungen könnten ebenfalls profitabel werden. Aber Vorsicht: In schlechten Zeiten für Onlinewerbung wird die Marge vermutlich wieder sinken.

Der Free Cash Flow eines Unternehmens gibt an, wie viel freie Mittel es wirklich pro Jahr zur Verfügung hat. Mit diesem Geld können Dividenden gezahlt, Schulden getilgt oder in neue Projekte im Unternehmen investiert werden.
Die hohen Investitionen werden in der Entwicklung des Free Cash Flows deutlich. Besonders 2018 gab es einen deutlichen Rückgang aufgrund von hohen Investitionen in das Cloud-Geschäft. 2022 war dieser ebenfalls rückläufig. Trotzdem ist der Free Cash Flow in den letzten 10 Jahren mit 20,4 % pro Jahr gewachsen. Das künftige Wachstum soll mit 18 % ähnlich hoch ausfallen, wird aber sicher über die Jahre schwanken. Beispielsweise wegen Investitionen in KI.

Die EBIT-Marge von Alphabet liegt aktuell bei 28,7 % und soll mittelfristig auf über 30 % steigen. Grund dafür sind vor allem das Sparprogramm aus 2023 und die Cloud.
Die Brutto-Marge liegt bei 56,9 % und ist ebenfalls hoch. Zuvor war die Marge durch das kapitalintensive Cloud-Geschäft seit 2015 rückläufig. Damit ist jetzt aber Schluss. Die Marge soll mittelfristig wieder leicht steigen.
5.3 Dividende und Aktien

Im ersten Quartal 2024 kündigte Alphabet erstmals eine Dividende an. Diese liegt bei aufs Jahr gerechnet 0,80 US-Dollar. Die Ausschüttungsquote liegt bei 11 %. Das lässt für die kommenden Jahrzehnte viel Spielraum für weitere Erhöhungen. In den kommenden Jahren könnte die Ausschüttungsquote auf 25 % steigen und damit auch die Dividende ordentlich wachsen. Leider wissen wir noch nicht genau, was für eine Sorte von Dividendenzahler Alphabet wird.

Die Dividendenrendite liegt aktuell bei 0,5 %. Eine historische Interpretation über den Median hat hier noch keine Aussagekraft. Gepaart mit dem kommenden Dividendenwachstum könnte sich hier für Dividendeninvestoren aber ein interessanter Einstieg abzeichnen. Je höher die Ausschüttungsquote steigt, desto eher werden hohe Renditen auf 10 Jahre realistisch. Wir haben allein durch unseren frühen Einstieg in Alphabet fast 2 % Rendite.

Alphabet hat in den letzten Jahren angefangen, eigene Aktien zurückzukaufen. Das wirkt jahrelanger Verwässerung durch die Herausgabe von Mitarbeiteraktien entgegen. Zukünftig wird die Anzahl der Aktien vermutlich weiter zurückgehen. Alphabet hat in 2024 ein neues 70 Milliarden US-Dollar Rückkaufprogramm beschlossen.
5.4 Bilanzanalyse
Schulden
Alphabet hat keine Nettoschulden.
Goodwill
Goodwill entsteht bei Übernahmen und ist ein fiktiver Wert für Kundenbeziehungen, Wachstumspotenzial oder auch Netzwerkeffekte.
Alphabet hat einen Goodwill von 29,2 Mrd. US-Dollar. Das ist eher wenig. Alphabet darf wegen seiner Größe und Marktmacht keine neuen Unternehmen mehr übernehmen. Deshalb ist der Goodwill so gering.
Kreditratings
Alphabet hat ein AA+ Rating von S&P Global. Das steht für ein sehr geringes Kreditausfallrisiko und ist sehr gut.

6. Chancen & Risiken
6.1 Chancen
Google Cloud holt früher auf als gedacht. Durch Alphabets führende Rolle in der Erforschung der Künstlichen Intelligenz und die hohen Investitionen in die Entwicklung von eigener Hardware für ihre Google Cloud könnte Alphabet früher als erwartet zu den Konkurrenten Azure und AWS aufschließen.
YouTube Premium setzt sich im Streaming-Markt durch. Im Musikstreaming-Markt gewinnt YouTubes Premium-Abo Marktanteile und schließt zu Apple Music auf. Auch im Videostreaming hat die Plattform Potenzial. Die regelmäßigen Abonnementgebühren würden die Abhängigkeit vom Werbegeschäft reduzieren. Besonders während Rezessionen wären die Umsätze robuster.
First-Party (1P) Daten werden wertvoller. Das Ende von Cookies macht es für Webseiten und Apps schwieriger, gezielte Werbung anzubieten. Alphabet kann durch seine verschiedenen Plattformen Nutzer immer noch gut analysieren und kategorisieren. Dadurch setzt sich der Konzern noch stärker von kleineren Konkurrenten ab.
Erfolg mit AI. Der potenzielle Umsatz und Gewinn sind enorm. Google hat die besten Voraussetzungen, hier das beste Produkt auf den Markt zu bringen. Eine Partnerschaft mit Apple könnte dazu den Grundstein legen.
6.2 Risiken

Kosten für Aufmerksamkeit (TAC) wachsen schneller als Werbeumsätze. Besonders die Gebühren an Smartphone-Hersteller können gefährlich werden. Sollten die Werbeumsätze aufgrund von steigenden Privatsphäre-Einstellungen oder steigender Konkurrenz schrumpfen, ist es fraglich, ob Alphabet die Gebühren problemlos reduzieren kann. Während des Covid-19 Einbruchs schaffte Alphabet das noch, doch die Vergangenheit ist kein Garant für die Zukunft. Aktionäre sollten die Entwicklung der TAC regelmäßig beobachten.
Die nächste Rezession trifft den digitalen Werbemarkt. Selbst die Covid-19 Krise war für Alphabet harmlos. Das lag an dem Eingriff der Staaten und Notenbanken. Bei der nächsten Rezession könnten die Hände der Notenbanken gebunden sein und die Kaufkraft der Konsumenten würde deutlich einbrechen. Das würde zu einem starken Rückgang der Werbebranche führen, welcher mittlerweile auch zu einem Rückgang des digitalen Werbegeschäfts führen würde.
Stärkere regulatorische Eingriffe. Behörden könnten die Marktmacht von Alphabet weiter einschränken. Verstärkte Initiativen zum Schutz der Privatsphäre könnten die Effektivität der Werbung reduzieren und damit die Umsätze von Alphabet. Bisher konnte Google allerdings viele Strafen erfolgreich verhindern. In Europa gibt es den neuen Digital Markets Act, der Strafen und Verbote schneller möglich macht.
Investitionen in Other Bets zahlen sich nicht aus. Alphabet investiert viel in Wetten, um die großen Probleme der Menschheit zu lösen. Manche davon werden vermutlich aufgehen, viele allerdings nicht. Es besteht die Gefahr, dass Alphabet insgesamt nur Geld verschwendet.
Google Cloud setzt sich nicht durch. Aktuell nimmt Alphabet Verluste in Kauf, um den Abstand zur Konkurrenz zu verringern. Sollte das nicht gelingen, würde der Konzern einen seiner wichtigsten Wachstumstreiber verlieren und hätte viel Geld verschwendet.
Verlust weiterer Marktanteile an Apps. Immer mehr Menschen starten ihr Onlineshopping direkt auf Amazon, Etsy oder Zalando. Dieser Trend könnte sich weiter fortsetzen und Alphabet Marktanteile kosten.
Kein geeigneter Cookie Ersatz. Falls Alphabet keine effektive Alternative zu Cookies findet, könnten Konkurrenten wie The Trade Desk weitere Marktanteile gewinnen. Das Google Network wäre davon erheblich betroffen und würde deutlich langsamer wachsen oder sogar schrumpfen.

7. Bewertung
7.1 Historische Bewertung
Durch den Vergleich aktueller Kennzahlen mit historischen Medianwerten lässt sich eine mögliche Unter- oder Überbewertung ableiten. Allerdings ist eine günstige Bewertung im historischen Vergleich nicht automatisch ein Kaufsignal. Sollten das erwartete Wachstum, der Gewinn oder der Umsatz sinken, wäre eine niedrigere Bewertung gerechtfertigt.
Dies gilt auch umgekehrt: Ein Anstieg beim erwarteten Umsatz oder Gewinn kann eine höhere Bewertung im Vergleich zu historischen Daten rechtfertigen, da dies auf bessere Zukunftsaussichten hindeutet. Daher ist es nicht ratsam, eine Aktie ausschließlich anhand historischer Kennzahlen zu bewerten.

Das aktuelle KGV der Alphabet Aktie liegt bei 22,1 und damit etwa 13,6 % unter dem historischen Durchschnitt. Gemessen daran ist die Aktie aktuell günstig bewertet.

Das aktuelle KUV liegt bei 6,1 und damit ca. 15 % über dem historischen Schnitt. Gemessen daran ist die Alphabet Aktie leicht überbewertet.
7.2 Alphabet DCF-Modell
Für die Alphabet-Aktie haben wir eine zusätzliche Bewertung anhand eines DCF-Modells vorgenommen. Dabei berechnen wir den Firmenwert auf Basis der zukünftigen Free Cash Flows, die Alphabet erwirtschaftet.
Die Kriterien für die Berechnung haben wir anhand von drei Komponenten geschätzt: Wir haben die Zielwerte des Managements verwendet, die Analystenschätzungen herangezogen und diese schließlich anhand unserer eigenen Schätzungen überarbeitet.
Umsatzwachstum
In den Jahren bis 2032 wird das Wachstum bei etwa 7 % pro Jahr liegen. Das liegt deutlich unterhalb des historischen Wachstums der letzten und leicht unterhalb der Konsensschätzungen. Wir glauben, dass Alphabet das Umsatzwachstum in der Suchmaschine halten kann und durch die Cloud und KI noch weiterhin attraktiv wachsen wird.
EBIT-Marge
Die operative Marge wird sich bis 2032 auf 30 % stabilisieren. Die Suchmaschine bleibt hochprofitabel. Google wird seine Einsparmaßnahmen langfristig beibehalten. Die Cloud wird gleichzeitig immer profitabler und erfordert geringere Investitionen als zu Beginn. Nur Künstliche Intelligenz und Wirtschaftskrisen werden die Marge etwas dämpfen. Deshalb rechnen wir mit einer leicht sinkenden Marge. In guten Jahren wird Alphabet sicher auch 35 % schaffen können.

Mit diesen Annahmen hat Alphabet einen fairen Kurs von 154 US-Dollar. Beim aktuellen Kurs von 167,85 Dollar ergibt sich eine jährliche Renditeerwartung von 8,1 %. Wir finden die Alphabet-Aktie zu diesem Preis nur haltenswert. Ab einem Kurs von 150 US-Dollar und einer Renditeerwartung von rund 9 % wird die Aktie interessant. Niveaus unter 140 Dollar werden spannend.

8. Fazit
Profiteur des Wandels im Werbemarkt. Onlinewerbung wächst seit dem Internet zweistellig. Darauf kann sich Alphabet in den nächsten 10 Jahren nicht mehr verlassen, aber es wird immer noch ein solides Wachstum für Google geben. Neue Werbeplattformen wie Amazon oder Etsy werden jedoch weiter Marktanteile gewinnen. Wer in Alphabet investiert, muss aber darauf vertrauen, dass das Unternehmen auch in neuen Märkten Fuß fassen kann.
Beim Cloudgeschäft sind wir zuversichtlich. Google Cloud hat viel Aufholjagd vor sich, aber das Angebot kann jetzt schon in einigen Bereichen mit AWS und Azure konkurrieren. Wir rechnen damit, dass die Google Cloud ab jetzt profitabel ist und auch bald zum Free Cash Flow beiträgt. Alphabet wird damit noch nicht zum Cloud-Investment, aber es rechtfertigt eine etwas höhere Bewertung.
Bei den Other Bets sind wir skeptisch. Summiert man Umsätze und Verluste, sieht das Bild düster aus. Für uns steckt in der Sparte noch zu viel Fantasie, um konkrete Gewinne im DCF-Modell einzuplanen. Dennoch sind viele Start-ups der Sparte nicht wertlos. Waymo ist schätzungsweise 30 Mrd. US-Dollar wert. Auch einigen anderen Tochtergesellschaften trauen wir einen Wert von über 1 Mrd. US-Dollar zu. Insgesamt sind sie für eine Investmententscheidung aber zu vernachlässigen.
Spannende Chancen mit KI, neue Risiken möglich. Alphabets neuestes Potenzial wird die künstliche Intelligenz. Langfristig wird sie einen Teil der Suchmaschine ersetzen. Aber Google hat die besten Nutzerdaten und damit gutes Potenzial. Als Cloud-Anbieter profitieren sie auch von anderen KI-Unternehmen.
Wir finden die Alphabet-Aktie nur haltenswert. Alphabets Kurs ist in den letzten Monaten stark gestiegen durch Erfolge im KI-Markt und eine erste Dividende. Ersteres haben wir eher konservativ im DCF-Modell berücksichtigt. Dadurch ist der faire Wert etwas niedriger. Wir sehen die Alphabet Aktie zum Kurs von 167,85 Dollar mit einer Renditeerwartung von 8,1 % deshalb nur für haltenswert. Uns sind bereits zu viele Chancen im Kurs eingepreist.
Über die Autoren
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Ibo Ahmiane (ProfessorFinanzen)
Vom normalen Bankangestellten zu einem der erfolgreichsten Finfluencer. Ibo spricht auf seinen Social Media Kanälen über finanzielle Bildung und erreicht dort schon über 2,2 Millionen Menschen. Durch seine Arbeit in der Bank musste er immer wieder feststellen, dass die meisten Menschen keine Ahnung davon haben, wie sie richtig mit ihrem Geld umgehen. Unser Bildungssystem hat scheinbar keinen Platz für Finanzbildung und das will er ändern. Ibo selbst hat im Alter von 28 Jahren bereits über 1.000.000€ investiert.

Benjamin Franzil
Benjamin hat langjährige Erfahrung in der Analyse von Aktien. Er fokussiert sich auf Unternehmen mit herausragenden Kennzahlen, um die besten Firmen einer Branche zu identifizieren. Bei seinen eigenen Investments setzt er vor allem auf Dividenden, kontinuierliches Wachstum und eine starke Wettbewerbsposition. Seine Investments konzentrieren sich vor allem auf Aktien und Immobilien (über 100.000€ in aktiv verwaltetem Vermögen). Besonders spannend findet er Holdings, die erfolgreich in Nischen investieren.
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